Attraktivität des Einzelhandels in der Innenstadt: eine Befragung unterschiedlicher Zielgruppen im Raum Ludwigsburg

– von Sophia Miorin – HFT Stuttgart, Wirtschaftspsychologie

Wie sieht die Zielgruppenstruktur des Einzelhandels aus und wie kann dieser seine Einzigartigkeit propagieren? Innerstädtische Einkaufszentren und die Etablierung des Online-Shoppings erfordern eine Reaktion und vielleicht auch ein Umdenken des stationären Handels. In dieser Studie wurde das Einkaufsverhalten von Konsumenten mittels einer Befragung und Tracking durch einer App untersucht.

>>

Der Online-Handel mit seinen wachsenden Umsatz- und Nutzerzahlen ist dem Einzelhandel (EH) ein deutlicher Konkurrent. Durch diese neue Ära sowie durch den Einfluss digitaler Medien haben sich die Bedürfnisse und Anforderungen der Konsumenten gewandelt. Aber auch das Kauf- und Konsumverhalten hat sich durch die Digitalisierung stark modifiziert. Von diesen Problemen bleibt auch der EH am Befragungsstandort in Ludwigsburg nicht unberührt. Angesichts der dargestellten Entwicklungen stellt sich aus Sicht des (inhabergeführten) Einzelhandels die Frage, was typische Einzelhandels-Käufer auszeichnet, welche Kaufmotive welchem Vertriebskanal zugeordnet werden können und welche Produkte bevorzugt im EH gekauft werden. Dieses Wissen ist notwendig, damit der EH seine Zielgruppen adäquat ansprechen, seine Angebote entsprechend ausrichten sowie in Zeiten des Strukturwandels und des immer größer werdenden Online-Shoppings (OS) überleben kann. Mit diesen Themen und Problemfeldern befasst sich diese Studie. Zur Analyse der beschriebenen Entwicklungen wurden zehn qualitative Interviews mit Konsumenten geführt sowie das Einkaufsverhalten der befragten Personen mittels einer App. erfasst. Um im Gegensatz zu bereits existierenden Studien eine neue Herangehensweise aufzugreifen, wurde bei sämtlichen Fragestellungen auch immer das Warum herausgearbeitet. In einer Analyse des tatsächlichen Einkaufsverhaltens der Konsumenten, haben die Ergebnisse gezeigt, dass der EH immer noch eine größere Rolle spielt als das OS.

Die Erkenntnisse lassen aber auch erkennen, dass es vermehrt sogenannte Cross-Channel-Kunden gibt, die online wie stationär gleichermaßen einkaufen. Welchen Kanal sie wählen, hängt meist von einzelnen Produktgruppen ab, kann aber nicht pauschalisiert werden. Der EH steht in der Theorie für die Vorzüge einer Beratung, des Touch & Feel – Aspekts beim Kauf sowie für Möglichkeiten einer Interaktion.

In der Realität spielen aber eher triviale und zweckmäßige Motive eine Rolle, die nicht wirklich vom EH als Vorzug gegenüber dem OS ausgespielt werden können. Die befragten Personen sind der Meinung, dass es auf der einen Seite zwar erhebliches Verbesserungs- und Optimierungspotenzial im EH gibt, mit dem er sich auseinandersetzen sollte, dieser aber andererseits auch zum Teil aufgrund des sozialen Wesens der Menschen immer seine Berechtigung haben wird. Ungeachtet dessen wird aber einstimmig klar, dass eine permanente Anpassung und Neuausrichtung auf die Bedürfnisse und Anforderungen der Konsumenten den Überlebensfaktor für den EH darstellen und diesen befähigen, sich für die Zukunft zu qualifizieren. Der EH ist also gezwungen, sich mit der Digitalisierung auseinanderzusetzen, aber auch, seine Stärken und Vorzüge beizubehalten, vermehrt zu bewerben sowie stellenweise noch weiter auszubauen.

Beteiligte Personen: B.A. Sophia Miorin, Prof. Dr. Thomas Bäumer (HFT Stuttgart) und B.A. Brigitte Braun

Sind Sie an Details der Studie interessiert, dann kontaktieren Sie uns.

LESEN & BESUCHEN

PUBLIKATION

2019 – Digitalen Wandel gestalten
Transdisziplinäre Ansätze aus Wissenschaft und Wirtschaft

Springer Fachmedien 

KONFERENZ

2017 – Deutscher Geografie Kongress, Tübingen

Weitere Studien zu dem Thema

VISIONEN FÜR DEN HANDEL

Am Beispiel der Stadt Ludwigsburg wurde in einer Studie, mittels qualitativer Interviews analysiert, wie die Zukunft des stationären inhabergeführten Einzelhandels aussehen könnte.

IDENTIFIKATION VON EMOTIONALEN HOTSPOTS

Einfluss der Faktoren aus dem Scoring- Modell auf die Bewertung der Attraktivität von Innenstädten am Beispiel der Stadt Stuttgart überprüfen um Schwachstellen zu identifizieren und Verbesserungspotenziale abzuleiten.

ERSTELLUNG EINES SCORING-MODELLS

Durch die Verlagerung des Konsums aus den Zentren heraus, verliert die Innenstadt einen wesentlichen Attraktivitätsfaktor.